Unsere fünfe Reise nach Burkina Faso 22. Feb. 2011
Um erneut die von unserem Verein finanzierten Projekte in Burkina Faso zu besuchenund die beim Aufbau gemachten Fortschritte zu begutachten, flogen die beiden Vorstandsmitglieder Regina Patrizzi (Präsidentin) und
Peter Schöchlin (Sekretär) am 22.Februar 2011 in die Hauptstadt Ouagadougou. In den Monaten ab Februar bis zu Beginn der Regenzeit ab Mai/Juni steigt die Temperatur in Burkina Faso immer weiter an (40° und mehr Grad). Dazu kommt ein ständiger Wind, der den Staub auf den nicht asphaltierten Strassen in der Hauptstadt konstant aufwirbelt. An einen „gesunden, tiefen Schlaf“ war bei der auch nachts grossen Hitze (über 30°) kaum zu denken, auch wenn – sofern kein täglicher Stromunterbruch stattfand – ständig der Ventilator lief.
Besuch der Filmfestspiele in Ouagadougou
Da aber anfangs März für eine Woche die im Turnus von zwei Jahren abgehaltenen Filmfestspiele (FESPACO) stattfanden, wollten wir für einmal an diesem Anlass ebenfalls dabeisein und nahmen deshalb die Hitzestrapazen in Kauf. An den Filmfestspielen wurden 195 ausschliesslich afrikanische Filme vorgeführt. Sehr beeindruckend war die Eröff- nungsfeier im Stadion 4.août vor rund 30'000 Zuschauern. Aus zeitlichen und weg- technischen Gründen sahen wir nur 5, allerdings sehr interessante Filme, in denen die Probleme des Kontinents zur Sprache kamen. Was wir weiter von den Festspielen zu sehen bekamen, war sehr gut organisiert mit einer reibungslosen Abwicklung. Die nächste FESPACO findet 2013 statt. Der Besuch der FESPACO ist sehr zu empfehlen, allerdings sollte sich die Unterkunft ausschliesslich in Ouagadougou befinden, da sonst die Anreisezeit zu aufwendig wird. Wir hatten in dieser Zeit unser Domizil bei der Association Manegdbzanga (AM), 25 km nordöstlich der Hauptstadt.
Aufenthalt in Ouagadougou
Zu Beginn unseres Aufenthalts in Burkina Faso wohnten wir bei unseren Freunden Félicité und Michel Nikiéma, im Stadtteil Pissy. Wie immer wurden wir dort mit grosser Gast- freundschaft aufgenommen und bewirtet. Im Haus und Garten der Familie Nikiéma konnten wir uns ausruhen und von der Hitze erholen und auch ein paar interessante Ausflüge geniessen. Vor unserer Rückkehr am 14. März durften wir nochmals einige Tage bei Nikiémas verbringen und uns von den Strapazen erneut erholen.
Dorfkrankenkassen (caisses mutuelles de santé) und Gesundheitsstation in der Association Manegdbzanga (AM)
Wie bei jedem Besuch in der AM, wurden wir auch diesmal sehr herzlich empfangen und gut bewirtet. Die Zusammenarbeit mit den Verantwortlichen der Bauerngenossenschaft war – wie immer – auf einer sehr freundschaftlichen und herzlichen Basis.
Bei unserer Visitation der Dorfkrankenkassen konnten wir feststellen, dass sich mittlerweile 8 Dörfer mit ca. 1'500 Begünstigten daran beteiligen. Es fand auch ein engerer Zusammen- schluss der einzelnen Kassen statt und es dürfte bald soweit sein, dass der Staat Burkina Faso sich beteiligt. Es ist also absehbar, dass von unserer Seite keine finanziellen Mittel mehr für die Dorfkrankenkassen benötigt werden und somit die Spendengelder für andere Projekte ihre Verwendung finden.Mit Stolz wurde uns vom Präsidenten der Dorfkrankenkasse Zongo die Urkunde mit der Würdigung des 2. Preises für die besten Krankenkassen gezeigt.
Die von uns in drei Etappen finanzierte Krankenstation (dispensaire) ist im Rohbau fertigerstellt. Das Haus ist unweit des Geländes der AM gebaut worden. Bei unserem Besuch konnten wir feststellen, dass alle Vorbereitungen getroffen worden sind (elektrische Installationen u.ä.) damit der Innenausbau und die Einrichtungen gemacht werden können (finanziert mit unserer dritten Tranche, überwiesen anfangs 2011). Wir sind natürlich gespannt auf die Einweihung der Krankenstation, die hoffentlich noch in diesem Jahr stattfindet.
Mit grosser Freude wurde von den Erwachsenen und den Kindern des Kindergartens der AM die von Freunden gespendeten Spielsachen in Empfang genommen.
Frauenprojekte in der Region Kongoussi
Der Besuch unserer Frauenprojekte in der Region Kongoussi (rund 100 km nördlich der Hauptstadt) fiel vielversprechend aus. Wir konnten die Fortschritte bei den Bepflanzungen der Plantagen sehr gut feststellen und auch die verantwortlichen Frauen zeigten sich befriedigt über den Verlauf und die vergangenen Ernten. Aufgrund des Erfolges der Projekte in Badinogo, Koumbango und Lolouka interessierten sich die Dorfbewohnerinnen des Heimatortes von Félicité Nikiéma, Sanrgho, für den Aufbau einer eigenen Plantage. Der verantwortliche Verein APRODES hatte bereits 2010 das entsprechende Terrain reserviert. Zusammen mit dem Verantwortlichen von APRODES und zwei Einwohnern von Sanrgho konnte das bereits bestehende Budget nochmals bereinigt werden, so dass einer tranchenweise Finanzierung dieses Projektes ab April 2011 nichts mehr im Wege steht.
Weitere Besuche
Zusätzlich zum Besuch unserer eigenen Projekte haben wir einige weitere interessante Besichtigungen machen können. So einen riesigen, vom Staat finanzierten, Stausee in der Nähe der Heimatstadt des Staatspräsidenten Blaise Compaoré, die Elektrifizierung eines Dorfes auf dem Lande, die Touristenattraktion der „heiligen Krokodile“, die im Bau befindliche Staumauer im Dorf Toézouri (dem Heimatdorf von Michel Nikiéma), zwei interessante Theater in der Hauptstadt (französischer Sprache und auf Moré).
Nicht vergessen dürfen wir das vom Chef des OSEO (SAH - Solidar) Ouagadougou, Paul Ilboudo, gespendete vorzügliche Nachtessen im Restaurant „l’eau vive“.
Die Unruhen in Burkina Faso
Während unseres Aufenthalts in Burkina bekamen wir einzig – über Zeitung „Observateur“ -Kenntnisse von den Studenten- und Schülerstreiks und Demonstrationen in Koudougou, einer Stadt von rund 65'000 Einwohnern. Ein Schüler war – durch einen brutalen Polizeieinsatz – zu Tode gekommen. Die Revolten eines Teils der Armee und die Demonstrationen der Gewerkschaften und der Zivilbevölkerung begannen erst in den folgenden Wochen nach unserer Rückkehr in die Schweiz.
Winterthur, im April 2011
Peter Schöchlin
Regina Patrizzi
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